Donnerstag, 12. März 2009

Kleiner Rückblick


Es liegt zwar schon eine Weile zurück, aber ich wurde von der Öffentlichkeitsarbeit darum gebeten, diesen Text zu schreiben und habe mir gedacht, dass ich ihn dann auch mal gleich veröffentlichen kann.

Tut mir Leid, dass ich nichts über die Bermudas geschrieben habe.

Ich kann kurz ein paar Stichpunkte auflisten:

Mischung aus Amerika/England und der Karibik. Architektonisch eher schlicht, helle Farben, komisch gestufte Dächer, alles sehr sauber. Alle Möglichen Pflanzen, von Kapuziner Kresse bis Nadelbäumen alles vertreten. 

Sehr freundliche, alte, britisch aussehende Einwohner. Es gibt auf der ganzen Insel keinen McDonalds. UND ALLES IST TEUER! Das wars ungefähr. 


Die erste Schiffsübergabe:


Die Schiffsübergabe begann für mich bereits sehr früh. Nämlich vor der Schiffsübergabe. Irgendwie hatte ich plötzlich die fixe Idee mich bei der nächsten Schiffsübergabe als Kapitän zu bewerben. Zunächst hielt ich meine Absicht aber noch ein wenig verborgen. Erstmal schauen wer sich noch so bewirbt. Durch lauter Unmutsbekundigungen der anderen bestärkt, fing ich dann aber doch mit den Vorbereitungen an (so eine Bewerbung muss gefüllt werden). Also informierte ich mich ganz unbefangen einige Male bei Mike, Marly und natürlich Martin über die Aufgaben eines Kapitäns. Ich machte mehrere Tampenrunden (schaute, wo welcher Tampen ist), übte noch mal alle Knoten so, dass ich sie hinterm Rücken konnte und wiederholte alle Manöver en detail. Schließlich ging es an die Bewerbung.

Etwas, für das ich auch viel Zeit investierte: Brainstorming: „Gründe mich als Kapitän zu nehmen“ (*hust*). Argumente nach Wichtigkeit sortiert, ersten Text geschrieben und danach alles noch mal in Schönschrift abkopiert.


Herzklopfen. Es ist soweit. Die Besetzung der einzelnen Ämter wird vorgelesen.

Natürlich wurde der Kapitän bis zum Schluss zurückgehalten. „Beide Bewerber sind vollkommen qualifiziert…“ Da dachte ich zum ersten Mal, was wäre, wenn ich nicht genommen werden würde. Sich für das höchste nautische Amt bewerben und dann zum Nichtsmachen verdammt werden.

Naja, ich wurde schließlich Käpten. Und zum Glück konnte ich Kaspar, der sich mit mir beworben hatte, zu einem, vorher nicht geplanten, 3. Steuermann ernennen.


Und dann ging es auch knallhart los:

Neue Wachen einteilen, Wachschichten planen, Kurse berechnen, Ankermanöver ungefähr planen, Wetter nachforschen und und und.  

Das alles lief dank eifriger Hilfe der anderen aber sehr gut und das Schiff wurde uns letztendlich übergeben.


Daraufhin begannen die stressigsten und schlaflosesten Tage der Reise bis jetzt. Non-Stop an Deck sitzen, den Kurs jede Stunde nachprüfen, Wetterfaxe entziffern, am Radar umdrehen, Segelstellungen hin und her ändern, wenig schlafen…

Eine Sache, die ebenfalls als sehr schwer für am Anfang empfand, war, immer den anderen bei Manövern zuzusehen, ohne mithelfen zu dürfen (man muss ja die Schiffshierarchie einhalten), selbst wenn man sieht, dass das alles jetzt gerade schnell erleichtern würde. Außerdem war es ebenfalls immer sehr lustig (im Nachhinein!), wenn ich total fertig im Steuerhaus saß, keine Wache hatte, aber nicht schlafen gehen wollte, und irgendjemand vom Stamm runterkommt und mich anschnauzt, obwohl der verantwortliche Steuermann neben ihm stand.

Oder dann einfach nur Anspielungen gemacht wurden, mit dem anschließenden Satz: „Jetzt denk doch mal nach“ 

So, jetzt konnte ich auch mal meine Aggressionen in einem meiner Blogs verarbeiten.


Sachen die schief gingen:

Die Schiffsübergabe lief grundsätzlich klatt. Aufstoppen und Anlegen waren volle Erfolge. Allerdings gibt es immer dumme Zufälle. Der Hals vom Segel (der Tampen, der das Segel nach unten fixiert) riss z.B. mitten in der Nacht. 

Ein kompliziertes Segelbergemanöver; vor allem da wir so was noch nie zuvor machen mussten.

Oder bei einer anderen Situation saßen Philipp und ich im Steuerhaus, als auf einmal unser Navigationsprogramm SeaMap ausgeht. „Ha, jetzt schalten sie uns die technischen Sachen aus, damit wir mehr mit der Karte navigieren müssen.“

„Jop, eigentlich kein Problem. Wir müssen nur…“ „Max, Philipp! Das Ruder  reagiert nicht mehr! Und wir fallen immer mehr ab!“

Verdammt. „All Hands! Klar machen zu Halse!“ …

Nunja, letztendlich merkte Silas, dass das Ruder nicht überhaupt nicht funktioniert, sondern nur 5x so schwer. Die Halse wurde verhindert. Silas hält den Magnetkompass, der eigentlich am Ruder fest ist in der Hand. Das Kabel musste sich am Ruder verhackt haben und bei einer Drehung des Ruders rausgerissen sein, wobei auch gleich die Pumpe, die beim Rudern half (wie eine Servo Lenkung), auch gleich den Geist aufgab.


Alles in allem war die Übergabe ein tolles Erlebnis. Ich habe richtig die Unterstützung aller anderen gemerkt, die ich als Kapitän benötigte.

Es war stressig, anstrengend, total befriedigend.

Und dann als Abschluss noch auf der Rah zu sitzen und zum ersten Mal Land, karibisches Land, seit 3 Wochen zu sehen; ich muss sagen ich beneidete Niko darum, dieses Mal diesen tollen Job zu haben.


Noch zu dieser Übergabe:

Ich war total zufrieden mit meinem Amt als Bootsmann. Viele kaputte Sachen an Bord, die man flicken konnte; also immer etwas zu tun. Ich kann mittlerweile Knoten, die die wenigsten Segler denke ich auswendig zusammenbringen würden. Ich kann jetzt wieder nähen (z.B. Hollandflaggen). 

Hatte auch eine akrobatische Einlage, als ich mit Klettergut den Großsegel Bullen austauschen musste. Durch und durch eine wirklich coole Aufgabe.

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