Donnerstag, 5. März 2009

Hasta la victoria siempre!

Ein Satz, den wir auf Kuba des öfteren zu sehen bekamen. Meistens zusammen mit den Konturen Arnesto „CHÉ“ Guevaras. Bis zum ewigen Sieg! Ein Sieg, für den die kubanische Regierung uns zum einen begeistern wollte, zum anderen ein Sieg, dessen Einzug in Kuba die Partei uns beweisen wollte.


Zunächst wurde erst einmal unser Schiff von verschiedenen Behörden durchsucht (, nachdem ein Arzt bestätigt hatte, dass keine Pest an Bord herrschte), bevor wir anlegen und an Land gelangen konnten, um unser Gepäck dort von einem (süßen, verspielten) Drogenhund abchecken zu lassen. Es wartete auch bereits ein erster Zwangsvorschlag der Regierung an unser Projekt auf uns. Ein klimatisierter Luxusreisebus mit getönten Scheiben, der uns von da an sooft wie möglich selbst die kleinsten Strecken fuhr. Einer erster Versuch uns von der Außenwelt abzuschotten. Aber wir bekamen sofort im Bus ein kleines Propagandaprospekt zum 50. Geburtstag der Revolution geschenkt, voll von begeisternden Reden, patriotischen Helden und Karikaturen gegen die USA.


1. Etappenort: Pinar del Rio


Wir wurden im Hotel Pinar del Rio untergebracht. Ein Hotel, was sich ein normaler Kubaner auf gar keinen Fall leisten konnte. Weiterer Kontakt der Schüler zu einheimischen Bevölkerung vermieden. Wir trafen dennoch im Hotel Kubaner: die Baseball Mannschaft von Pinar del Rio. Ich glaube allerdings dass es den Spieler auch nicht all zu gut zu gehen schien, obwohl sie das Nr.2 Team auf Kuba, dem Nr.2 Baseball-Land in der Welt gab. Immer wenn nämlich einer von uns an einem Spieler vorbeiging, wollten sie uns ihre am Tag zuvor getragenen Trikots und Bälle verkaufen…

Ansonsten besuchten wir die Elite-Schule „Frederico Engels“. Eine Schule auf der die besseren Schüler der Region die Chance auf etwas höhere Schulbildung bekommen konnten. Und zwar gratis (, dieser Punkt wurde sehr oft wiederholt; ja, Bildung auf Kuba ist gratis)

Wir wurden ein wenig herumgeführt, uns wurde ein wenig vom kubanischen Schulsystem, erzählt, und, und, und. Auf einmal sieht man im Hintergrund Schüler marschieren. Keine Zeit zu fragen. Wir werden weitergeführt an einen Platz, wo schon hunderte von Schülern im Kreis stehen. Man erkennt Stacheldraht, Gräben, schräg gestellte Autoreifen => ein militärischer Hindernispakur, den die Schüler durchlaufen mussten. Daraufhin wurden wir zu einem Platz gebracht, wo mehrere Gruppen uns etwas vormarschierten, wie es in Amerika vll. Cheerleader gemacht hätten. Zum Schluss wurden wir zu einem Schiessstand geführt.

Tja, dies alles wegen eines Nationalfeiertags an dem es üblich ist, sich auf eventuelle Angriffe vorzubereiten. Eine sehr komische Erfahrung.

An einem anderen Tag machten wir kleine sportliche Wettkämpfe:

Basketball Herren: Sieg für Deutschland

Basketball Damen: Sieg für Deutschland

Volleyball: Sieg für Deutschland

Fußball: Sieg Kuba

Und das, nach 3 Monaten auf See ohne (Lauf-) Sport…

Dabei entstanden ein paar Gespräche über alles Mögliche zwischen den Schülern und uns…

was den Schülern zuvor verboten wurde!


Anmerkungen, Stichpunkte & Co.:

-Waren auf einem Baseballspiel: Pinar del Rio – La Isla; erste Rikshafahrt

-Es gab amerikanische Spielfilme auf mexikanischen Sendern im Hotel

-Riesige Geier kreisen ohne Pause über dir

-Altstadt von Pinar del Rio eher „ruhig“

-Hier spielen alle Domino an Plätzen, wie bei uns Schach


2. Etappenort: Aguas Claras


Aguas Claras war eine kleine Anlage für Touristen außerhalb von Pinar del Rio. Um einen Swimmingpool herum standen lauter kleine Häuschen, in denen wir immer zu 2. untergebracht waren. Alles sehr schön wieder von der Außenwelt durch einen Zaun abgeschottet. Von dort aus gingen wir auf ein Tabakfeld, um dort zu arbeiten, sahen wie die Tabakblätter getrocknet wurden und wurden von der Bäuerin auf ein wenig Schweinekruste eingeladen. Zu jener Familie kehrte ich später auch mit Patrick, Steffi und Lara zurück, um ihnen Klamotten zu geben, die wir nicht mehr unbedingt benötigten Was uns einen recht lustigen Abend bescherte. Außerdem besuchten wir Rumbrennerei und eine Zigarrenfabrik



Anmerkungen, Stichpunkte & Co.:


-Wir wurden vom Personal so richtig bestohlen

-Ich konnte 2 typischen kubanischen Verkehrsmittel benutzen: Fahrrad ohne Bremsen,

Traktor mit Ladefläche


3. Etappenort: Camp CIJAM


Das Camp für Freunde des Kommunism…äh Kubas, Freunde Kubas. Als was wir sogar nach unserem Visa in Kuba unterwegs waren. Dieses Camp hätte, ohne die recht nette Bepflanzung und ohne die bunten Ché und Fidel Abbildungen, auch gut eine Kaserne seien können.

Dort gingen wir auf Felder, um auf denen Kuba zu helfen und besuchten noch eine Schule. Außerdem wurden wir jeden morgen von Reden geweckt, die davon handelten, wie toll der Sozialismus sei, und abends wurde der Tag mit einem netten Propagandafilm beendet.

Ansonsten war das Lager schön abgeschieden. Keine Stadt oder kein Dorf in der Umgebung => kein unnötiger Kontakt


Anmerkungen, Stichpunkte & Co.:


-komplette Freizeit mit Basketball verbracht

-sehr interessantes Kantinenessen. Nach dem Essen bist du nicht satt, aber hast auch keinen

Hunger mehr

-War ein wenig im Dunkeln joggen, wobei ich von Hunden verfolgt wurde


4. Etappenort: Matanzas


Nach einem kurzen Aufenthalt teilten wir uns in Kleingruppen auf, die daraufhin verschiedene Teile des Landes besuchten.

Meine Gruppe fuhr zunächst mit einem öffentlichen Bus nach Matanzas City. Dort kamen bereits mehrere Leute, die uns eine sog. Casa Particularis anboten. Diese Casas kann man mit Bed & Breakfest’s oder kleinen privaten Pensionen vergleichen. Familien dürfen auf Kuba 2 Zimmer ihres Hauses vermieten. Solche Casas sind um einiges billiger als ein Hotel, qualitativ aber genial. Sowohl vom Essen, als auch von den Zimmern und vom Service. In Matanzas besichtigten wir einige Sehenswürdigkeiten und aßen eine ganz schöne Menge sog. Peso-Pizzen für je umgerechnet 20ct. Als Hinweis: Auf Kuba gibt es 2 Währungen: Den Peso Convertible CUC und den Peso Nationales CUB. Das eine ist die Touristenwährung, in dem anderen wird die Bevölkerung bezahlt. Umwechselkurs CUC zu CUB 1:24


Anmerkungen, Stichpunkte & Co.:


-Man wurde hier sofort als Tourist erkannt und non Stop angebettelt oder mit Zigarren oder

Taxiangeboten genervt.

-Ein Kubaner hat auf einem illegalen Sender irgendwas über Neonazis in Deutschland

gesehen, worauf er dachte, dass bei uns bald wieder ein 3. Reich entstehen könnte.

-Andere Touristen haben wir nur in einer riesigen „Safari“ Gruppe aus nagelneuen blauen

Jeeps an uns vorbeifahren sehen.

-geniale Dachterrasse auf der Casa mit Blick über die ganze Stadt.


5. Etappenort: Playa Giron


Playa Giron. An der so berühmten Schweinebucht. Wir dachten, dass wenn wir in die Region Matanzas fahren, der Besuch der Schweinebucht ein Muss sei. Allerdings war dies etwas komplizierter. Es gibt z.B. keine wirklichen öffentlichen Verkehrmittel dorthin. Sätze wie „Angeblich fährt ein Bus zwischen Matanzas Stadt und Playa Giron“ füllten unseren Reiseführer. Außerdem war Playa Giron das größte Kaff, was wir auf unserem Kubaaufenthalt bis jetzt gesehen hatten. Eine Hauptstraße mit ein paar Häusern. Überall waren auf vertrockneten Grasflächen Pferde angebunden und während des ganzen Aufenthalts dort fuhren ca. 10 Autos durch.

Naja, wir besuchten ein weiteres mit Propaganda voll gestopftes Museum mit anschließendem Video (Kuba = sich freuende Menschen; imperialistischen USA = lauter verstümmelte Leichen) und gingen anschließend an den Strand.


Anmerkungen, Stichpunkte & Co.:


-Wir ergatterten die letzte freie Casa Particularis, die aber erst bei der regionalen Behörde anrufen musste, um zu fragen ob auch ausnahmsweise mehr als 4 Personen in 2 Zimmern schlafen dürfen.

-Als wir auf einen Bus warteten der zum Glück einmal die Woche nach Havanna fährt, trottete eine Herde Ziegen an uns vorbei…


6. Etappenort: Havanna


In Havanna besuchten wir den ehemaligen Wohnort von Ernest Hemingway, besuchten eine große Messe in der Festung, erkundeten das Kapitol, die Altstadt, China Town, kauften Zigarren und Rum, besuchten die Fremdsprachfakultät (alle Kubaner lernen nur Deutsch, weil sie es als Herausforderung sehen) und, und, und


Anmerkungen, Stichpunkte & Co.:


-schöne Häuserfassaden überall

-hunderte von Schieber, die dir alles Mögliche andrehen wollen (Zigarren aus Bananenblättern)

-Taxifahrer, die denken, dass sie dich für blöd verkaufen können

-Schlägereien unter Betrunkenen


Kuba hat mich zwar zum einen wirklich beeindruckt, der 50er Jahre Flair, die nette Bevölkerung, die schönen Städte und Gegenden… allerdings habe ich (und die meisten anderen auf dem Schiff auch) nun auch soviel Heimweh wie nie zuvor. Sich einfach mal ne Pizza holen, Gummibärchen, Schokolade, Skifahren, ein wenig anderen Sport machen etc.

Jetzt sind wir auf den Bermudas. Es ist verdammt kalt, alle frieren (bei 18°). Hier ist alles wie eine Mischung aus USA und Karibik. Auf jeden Fall freue ich mich nach 1 ½ Monaten endlich mal wieder Internet zu haben. Ich entschuldige mich schonmal für alle Schreibfehler, inhaltliche Unklarheiten etc. Hatte wegen der 2. Schiffsübergabe nur wenig Zeit.


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